1. | Holde Nacht, dein dunkler Schleier decket mein Gesicht vielleicht zum letzten Mal! Morgen lieg ich schon dahingestrecket, ausgelöscht aus der Lebend'gen Zahl. |
5. | Dort liegt schon ein Held mit Sand bedecket; Waise ist das Mädchen und der Knab'. Hier auch liegt ein Sohn dahingestrecket, der den Eltern Brot im Alter gab. |
2. | Morgen ziehen wir für unsre Brüder und für unser Vaterland zum Streit. Aber ach! So mancher kommt nicht wieder, wo sich Freund- an Freundesbusen freut. |
6. | Mädchen, denke nicht an süße Bande, denk auch nicht an Freud' und Hochzeitstanz. Denn die Liebe schlummert schon im Sande, schwinget hoch empor den Totenkranz! |
3. | Mancher Säugling lieget in den Armen seiner Mutter, fühlt nicht ihren Schmerz. Sie schreit himmelan, ach! um Erbarmen und drückt hoffnungslos ihn an ihr Herz. |
7. | Traurig, traurig, dass wir unsre Brüder hier und dort als Krüppel wandeln sehn, aber heil'ge Pflicht ist's dennoch wieder, mutig seinem Feind entgegen gehn. |
4. | Freudig hüpft und fragt ein muntrer Knabe: "Mutter, kommt nicht unser Vater bald?" "Armes Kind, dein Vater liegt im Grabe, sein Auge sieht nicht mehr der Sonne Strahl!" |
8. | Reißt mich gleich des Feindes Kugel nieder, schwingt mein Geist sich freudig hoch empor. Ach wer weiß, sehn wir uns jemals wieder? Darum, Freunde, lebt auf ewig wohl! |